61. Grimme-Preis 2025

Angemessen Angry

(Studio Zentral für RTL/RTL+)

 

Publikumspreis der Marler Gruppe an:

Jana Forkel (Buch)

Elsa van Damke (Buch/Regie)

Marie Bloching (Darstellung)

 

Erstveröffentlichung: RTL+, Montag, 25. November 2024, 10.00 Uhr

Sendelänge: 5 x 23 Minuten

 

Begründung:

Die Serie „Angemessen Angry“ ist ein mutiger und mehr als schmerzhafter Kommentar zu den unbequemen Wahrheiten und Zuständen, mit denen unsere moderne Gesellschaft konfrontiert ist. Aufgefangen in „angemessenem“ Humor und satirischer Überspitzung wird hier eine Geschichte von sexuellem Missbrauch und dem Umgang der Protagonistin damit erzählt. Man begleitet Amelie (gespielt von Marie Bloching) auf ihrem langen Weg der mentalen und körperlichen Auseinandersetzung mit dem Geschehenen und erlebt dabei auch, was die verschiedenen Reaktionen des Umfelds ausmachen können. Von auffangenden Worten und Trost bis hin zu Vorwürfen und Unverständnis ist eine große Bandbreite der Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch abgebildet.

„Angemessen Angry“ beleuchtet die oft unsichtbaren Strukturen und Ungerechtigkeiten, die das Leben von Frauen und marginalisierten Gruppen prägen. Um dies zu verdeutlichen, nutzt die Regisseurin Stilmittel wie das Durchbrechen der vierten Wand oder eingeblendete Social-Media-Posts. Die Serie schafft es, diese Themen auf eine Weise zu präsentieren, die sowohl emotional berührt als auch zum Nachdenken anregt. Sie zeigt, wie tief verwurzelte patriarchale Normen und Erwartungen das Verhalten und die Entscheidungen der Charaktere beeinflussen, und fordert das Publikum auf, sich mit diesen unbequemen Fakten auseinanderzusetzen und Umstände in Frage zu stellen. Ein ebenfalls zentrales Element der Handlung ist die Beschäftigung mit der Frage von Selbstbestimmtheit und welche Auswirkungen deren Unterdrückung auf alle Geschlechter hat. Diese kritische Reflexion über Geschlechterrollen und deren negative Effekte für einige gesellschaftliche Gruppen ist ein wichtiger Beitrag zur aktuellen sozialpolitischen Lage und eine mehr als deutliche Stellungnahme der jungen Generation.

Die Erzählweise ist dabei bemerkenswert kreativ und locker gestaltet. Mit einer Mischung aus Humor und Dramatik wird die Komplexität und Drastik der Geschehnisse überraschend leichtfüßig präsentiert – bei einer Geschichte wie dieser eine starke Leistung. Insbesondere tragen die Effekte von Hysterias Superkräften und der lässige Umgang mit ihnen dazu bei, ohne dass die Serie jemals albern oder unseriös wirkt. Dadurch lässt man sich schnell auf die komödiantischen Aspekte ein und kann die dynamische Handlung vollends wertschätzen.

Insgesamt überzeugt „Angemessen Angry“ durch eine Kombination aus gesellschaftskritischen Themen, innovativer Darstellung und feinfühligem Humor. Der Publikumspreis im Bereich Fiktion geht deshalb an die Regisseurin Elsa van Damke, ihre Mitautorin Jana Forkel sowie die Hauptdarstellerin Marie Bloching.

 
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