61. Grimme-Preis 2025

ATLAS

(Hyperbole für NDR/funk)

 

Grimme-Preis an:

Leonie Haenchen (Buch)

Nikolas Holl (Buch)

Lucie Schöner (Buch)

Philipp Weimar (Buch)

Paula Menzel (Buch)

 

Erstausstrahlung: YouTube/funk/NDR, Mittwoch, 24. Januar 2024

Sendelänge: 10 - 15 Minuten

 

Inhalt:

„Atlas“ ist die junge Auskopplung des ARD-„Weltspiegel“ von funk und NDR auf YouTube. Gestartet wurde das Auslandsmagazin wenige Wochen nach der russischen Invasion in der Ukraine und widmet sich seither im wöchentlichen Rhythmus in zehn- bis zwanzigminütigen Videos einem aktuellen Thema aus einem Teil der Welt, von dem man sonst in den Nachrichten eher nicht hört. Es sind Regionen wie Eritrea mit seiner brutalen Diktatur, die autonome Republik Tschetschenien, das Sultanat Brunei, Äquatorial-Guinea, Island etc. Die beiden Hosts Tessniem Kadiri und Don Pablo Mulemba erklären im Wechsel die gegenwärtigen Probleme und Konflikte und geben Kontext. Dabei schauen sie nicht aus einer rein deutschen Brille auf den Rest der Welt: Sie sprechen mit Menschen vor Ort, die aus erster Hand berichten können. Als erstes funk-Format arbeitet „Atlas“ mit dem gesamten Korrespondent*innen-Netzwerk der ARD zusammen, unter redaktioneller Verantwortung der NDR-Auslandsredaktion und produziert von Hyperbole Medien. Die Korrespondent*innen geben Hintergrundinformationen und ordnen Sachverhalte ein. Die Community auf YouTube ergänzt die Folgen durch Diskussionen, wodurch ein interaktives und vertiefendes Lernerlebnis entsteht.

 

Begründung:

Jeden Tag erscheint die Welt da draußen ein bisschen komplizierter. Bei all den Entwicklungen den Überblick zu behalten, fällt auch geübten Nachrichtengucker*innen schwer. Aber wie soll das erst jenen Menschen gelingen, denen allein qua Alter Vorwissen fehlt, um Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen? Als Russland die Ukraine angriff, in Europa die Preise stiegen und die Corona-Pandemie noch nicht vorbei war, entstand deshalb bei funk und dem NDR die Idee für „Atlas“ als eine Art „Weltspiegel“, nur in jung.

Das YouTube-Format ist speziell für die Generation Z konzipiert. Präsentation, Themenaufbereitung und Moderationssprache kommen mit dem YouTube-typischen Touch daher, ohne es aber zu überreizen. Die informierende und orientierende Qualität wird nie überlagert von unseriösen Clickbaiting-Effekten. Jede Information ist mit nachverfolgbaren Quellen belegt und gestützt durch Aussagen von Expert*innen und Berichterstatter*innen vor Ort. Auch wer nicht zur Zielgruppe gehört, zieht einen Nutzen aus der jugendlichen wie professionellen Verpackung. Man schaut und lernt.

Was „Atlas“ in besonderem Maße auszeichnet, ist die Themenauswahl. Die Autor*innen nehmen Regionen in den Blick, die anderswo viel zu oft vernachlässigt werden oder erst dann in den Fokus rücken, wenn es gerade brennt. Sie setzen damit einen Kontrapunkt zu dem Irrglauben: Worüber in der „Tagesschau“ nicht berichtet wurde, ist nicht passiert. Angesichts der Multi-Krisen in der Welt hat „Atlas“ seine Relevanz über die Jahre noch gesteigert.

Oft ausgehend von einem Social-Media-Phänomen gräbt sich „Atlas“ in die Tiefe: Wie kommt es, dass zwei Brüder mit Ferraris, Privatjets und Millionen-Villen protzen, während in ihrem Heimatland Syrien die Menschen jahrzehntelang vom Assad-Regime brutal unterdrückt wurden? Was hat es mit dem Trend „Tang Ping“ unter Chinas Jugend auf sich und was sagt das über die nachlassende chinesische Wirtschaftskraft aus? Warum geht die Schere zwischen Arm und Reich nirgendwo in Afrika so weit auseinander wie im reichsten Land Nigeria?

Es sind die grundsätzlichen Fragen von Armut und Reichtum in der Welt, die „Atlas“ behandelt und die auch hierzulande umtreiben. Die Macher*innen scheuen sich auch nicht davor, ein in seiner Komplexität so verfahrenes und politisch aufgeladenes Thema wie die Spannungen im Westjordanland aufzugreifen. Wo sich viele im Lagerdenken eingerichtet haben und Reizworte Emotionen schüren, gelingt es in der Folge „Was ist los im Westjordanland?“, beide Seiten des Konflikts differenziert, sachlich und fair zu betrachten.

Nicht zuletzt bietet „Atlas“ der ARD die Bühne, um das Potenzial ihres Korrespondentennetzwerks, das eines der größten weltweit ist, auszuspielen. Die Auslandsberichterstattung ist das Fenster zur Welt. Es sollte viel öfter geöffnet werden.

 
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