(Leonine Studios/Kofbelu für Prime Video)
Grimme-Preis an:
Claudius Pläging (Buch)
Tedros Teclebrhan (Buch/Host)
Johannes Spiecker (Regie)
Erstveröffentlichung: Prime Video, Dienstag, 20. Februar 2024
Sendelänge: 6 x ca. 30 Minuten
Inhalt:
In „Die Teddy Teclebrhan Show“ präsentiert Schauspieler, Komiker und Musiker Teddy Teclebrhan eine Mischung aus Sketch-Comedy, Musik und hochkarätigen Gastauftritten. Die Show folgt keinem starren Ablauf, sondern kombiniert lose verbundene Einspieler, Live-Elemente und Charakterperformances. Teclebrhan schlüpft in seine bekannten Rollen wie Antoine, Percy und Ernst Riedler, die jeweils eigene Vorstellungen von der Showgestaltung haben. Wiederkehrende Segmente wechseln sich mit improvisierten Momenten ab, die durch eine Live-Band musikalisch begleitet werden. Neben humoristischen Elementen setzt die Sendung auf visuelle und stilistische Vielfalt, von klassischer Studio-Comedy bis hin zu cineastisch anmutenden Einspielern. Inhaltlich werden Alltagsbeobachtungen, popkulturelle Phänomene und Teclebrhans absurde Charakterstudien verwoben. Gastauftritte von Persönlichkeiten aus Film, Fernsehen und Musik ergänzen das Konzept.
Begründung:
„Die Teddy Teclebrhan Show“ ist nicht nur eine Unterhaltungsshow, sondern eine Neuverhandlung dessen, was Unterhaltung im deutschen Fernsehen bzw. Streaming sein kann. Die Herausforderung bestand darin, ein so eigensinniges, geradezu alieneskes Talent wie Teclebrhan in ein Format zu bringen, ohne es zu glätten und seines Zaubers zu berauben – und genau das ist hier auf bemerkenswerte Weise gelungen. Statt sich an bestehende Show-Mechaniken anzupassen (anpassen zu müssen, wir danken der Regie und dem Buch), schafft Teclebrhan eine ganz eigene Form von Unterhaltung, die wohl irgendwo zwischen klassischer Nummernrevue und anarchischer Performance-Kunst verortet ist.
Teddy Teclebrhan erweist sich als eine Art deutscher Andy Kaufman – ein Künstler, der nicht nur verschiedene Figuren verkörpert, sondern das Format an sich zur Spielfläche macht und mit einer mühelos heraufbeschworenen Doppelbödigkeit spielt.
Indem er seine bekannten Figuren in neue Kontexte setzt, gelingt es ihm, sowohl Fans zu bedienen als auch neu Zuschauende in die Umlaufbahn seines Planeten zu holen. Dass das Konzept auch als Heimversion seiner Bühnenauftritte funktioniert, ist dabei eine der größten Errungenschaften der Show: Zum ersten Mal ist die Teddy-Live-Experience ohne Abstriche ins Wohnzimmer übertragbar.
Besonders ist die visuelle und inszenatorische Qualität der Show: Manche Einspieler erinnern vom Timing an die kunstvolle und brüllend komische Schludrigkeit alter Helge-Schneider-Hörspiele, benötigen also jene exakt austarierte Unfertigkeit, bei der die Grenze zwischen Improvisation und Choreografie verwischt wird. Andere MAZen haben gar cineastische Qualität, was Optik und Inhalt betrifft. Hier entsteht etwas, das man in deutschen Unterhaltungsshows lange vermissen musste: Unterhaltungselemente, die nicht nur als Lückenfüller zwischen (in diesem Fall zudem ebenfalls begnadeten) Live-Acts dienen, sondern narrative und komische Eigenwerte haben.
Für besondere Begeisterung bei der Jury sorgten die musikalischen Komponenten, ja Highlights der Show. Selten in der deutschen Unterhaltungsgeschichte wurden zwischen Gastgeber, Showband und ggf. Gästen solche Energien frei.
Besonders bemerkenswert ist, dass sich „Die Teddy Teclebrhan Show“ selbst am Ende doch als Patchwork versteht, dabei aber eine faszinierende Kohärenz bietet – sie fühlt sich an wie eine so schlüssig wie schwungvoll erzählte Geschichte.
Dies alles in – auch für Grimme – seltsamen Entertainment-Gefilden, in denen es allzu oft entweder auf glattpolierte heile Welt oder kalkulierte Provokation hinausläuft. Die große Lässig- und Bumslustigkeit der „Teddy Teclebrhan Show“ ist ein Lichtblick an einem düsteren Unterhaltungshorizont, der in den vergangenen Jahren oft von großer Anspannung, Tristesse oder einfach Leere geprägt war. Juchheißa, hier wird endlich wieder spielerisch unterhalten – und das auf höchstem Niveau.