Adolf-Grimme-Preis an:
Gert Monheim für die Redaktion der Reihe "die story" (WDR)
Inhalt
Die seit Januar 2000 im WDR und seit 2001 auch in der ARD ausgestrahlte Sendereihe "die story" beinhaltet zahlreiche Dokumentationen aus dem In- und Ausland.
Inhaltlich wird die Geschichte von Menschen oder eines Ortes thematisiert, Katastrophen und ihre Folgen analysiert, die Suche nach Verantwortlichen begleitet oder die Entwicklung eines Projektes dokumentiert - immer mit dem Ziel die Welt wie in einem Wassertropfen zu zeigen.
Das verwendete Material kommt aus allen Lebensbereichen: Wirtschaft und Sport, Wissenschaft und Gesellschaft. Im Zentrum aber steht immer die Politik, der Skandal, verantwortungsloses Handeln.
Die Sendereihe zeichnet sich durch eine dokumentarische und eindringliche, suggestive und aufklärende Berichterstattung aus, die Hintergründe sichtbar macht und Zusammenhänge schildert.
Das Ziel von "die story" ist es, Neugier und Nachdenklichkeit bei den Zuschauer auszulösen, und in der konkreten Geschichte Gesellschaftskritik zu praktizieren.
Begründung der Jury
Mit der Sendereihe "die story" werden politisch und gesellschaftlich brisante Themen aufgegriffen. Eine inzwischen nicht mehr selbstverständliche Form von politischer Berichterstattung ist das Kennzeichen dieser Reihe: Jenseits von Aktionsjournalismus finden sich gut recherchierte Beiträge zu politisch aktuellen Themen wie der Anklage gegen Max Strauss ("Max Strauss und sein schweres Erbe"), dem Umgang mit NS-Enteignungen bis in die heutige Zeit gegenüber einer jüdischen Deutschen, die aus Auschwitz zurückkehrt ("Mariannes Rückkehr"), der "Abwicklung" eines Kälbermastbetriebes in den neuen Bundesländern und die Verstrickung von westlichen Kommunalpolitikern ("Schlachtplan") bis hin zur Aufbereitung der Ereignisse um die feindliche Übernahme von Mannesmann durch vodafone ("Doppeltes Spiel").
Allen Beiträgen gemeinsam ist ein erfreulich unspektakulärer Erzählstil, eine spannende Aufbereitung des Themas in Bildern und Texten sowie die Konfrontation mit offensichtlichen Widersprüchen. Ein wichtiger Punkt angesichts immer effektvollerer Berichterstattung: Der Zuschauende wird in einer weder belehrenden noch effektheischenden Art und Weise, aber dennoch mit wachsender Spannung in die jeweilige Story hineingezogen.
Gert Monheim, sowohl Redakteur als auch Autor, hat die Sendereihe "die story" maßgeblich entwickelt und sie dank der Qualität von Recherche und filmischer Umsetzung in vergleichsweise kurzer Zeit als Redaktionsleiter auf einen prominenten Sendeplatz in der ARD gebracht. Es ist ihm gelungen, neue Standards im Genre der politischen Dokumentation zu setzen. Gert Monheim vertritt selbst als Autor jene seltener werdende Tugend, einer Sache auf den Grund gehen zu wollen und sich nicht mit erstbesten Auskünften zu begnügen. Hartnäckige Recherche, die Auswahl von Themen mit gesellschaftspolitischem Belang und das Bestreben, dafür eine fernsehgemäße erzählerische Struktur zu entwickeln, kennzeichnen seine publizistische Arbeit an dieser Reihe. Als Redaktionsleiter der "story" hat Gert Monheim auch immer wieder junge Autoren beschäftigt und damit dafür gesorgt, dass das Interesse an einer solchen für das öffentlich-rechtliche Fernsehen unverzichtbaren kritischen Arbeit aufrecht erhalten wird.
Beeindruckend ist die beharrliche Nachfrage in jedem einzelnen Fall und die journalistische Perfektion der Gesamtkonzeption der Reihe. Ein besonderes Kennzeichen aller Folgen ist der offene Ausgang. Keines der präsentierten Themen ist politisch abgeschlossen. Der Zuschauende hat aber ein fundierteres Mehrwissen zu dem jeweiligen Thema. Eine bessere Beurteilung der weiteren Berichterstattung in der Tagespresse ist möglich.
Der Verdienst der Sendereihe "die story" lässt sich in zweierlei Hinsicht begründen: Zum einen ist die jeweilige Story nicht nur gut recherchiert und präsentiert. Die Sendereihe erfüllt auch den nach wie vor gegebenen öffentlich-rechtlichen Auftrag der Berichterstattung politisch brisanter Themen. Und wie selten zuvor erfüllt sie den Anspruch Spannung, Information und Unterhaltung miteinander zu verbinden.