Heidi Specogna (Buch/Regie)
Stab
Produktion: Tag/Traum mit PS Film Zürich und Specogna Film
Buch/Regie: Heidi Specogna
Co-Autorin: Erika Harzer
Kamera: Rainer Hoffmann (bvk), 2. Kamera: Thomas Keller
Schnitt: Ursula Höf
Sprecherin: Eva Mattes
Redaktion: Anne Even (ZDF/ARTE)
Erstausstrahlung: Montag, 5.11.2007, 23.00 h
Sendelänge: 90 Min.
Inhaltsangabe


Begründung der Jury
Die Geschichte des José Antonio Gutierrez, die Heidi Specogna in ihrem Dokumentarfilm erzählt, ist von der Art, wie man sie nicht erfinden kann. Sie ist voller sonderbarer Geschehnisse und überraschender Wendungen, unerhört und traurig. Und so ist auch der Film: traurig und voll verhaltenem Zorn.
Das Leben des José Antonio Gutierrez beginnt in einem Krieg, im Bürgerkrieg in Guatemala, und endet in einem anderen, im zweiten Irakkrieg. Dort fiel José Antonio Gutierrez als erster Soldat der US-Army am ersten Tag des Krieges. Er war kein amerikanischer Staatsbürger, er kämpfte als so genannter „greencard-soldier“: Sterben mit Aufenthaltserlaubnis. Die US-Staatsbürgerschaft erhielt er erst posthum. Geboren wurde José Antonio Gutierrez in Guatemala und hatte dort – ein Opfer des Bürgerkriegs – als Straßenkind gelebt. Mit aller Gerissenheit und Klugheit, die Straßenkinder zum Überleben brauchen, hatte er den Aufbruch aus dem Elend geschafft, war in den Norden aufgebrochen und illegal über die Grenze in die USA gelangt. Er wäre gern Architekt geworden. Aber um etwas lernen zu können, blieb ihm nur der Weg über die Army. Und der führte ihn direkt in den Irak.
Heidi Specogna rekonstruiert das Leben und Sterben ihres Protagonisten, indem sie den einzelnen Stationen seines Lebens nachfährt. Sie trifft Leute, die das Straßenkind, den Halbwüchsigen, den Flüchtling und den Marine gekannt haben. Sie findet an diesen Orten Geschichten, die denen ihres Protagonisten gleichen; und über diese Erzählungen gelingt es ihr, uns das Drama dieses Straßenkindes anschaulich zu machen.
Es ist die besondere Leistung des Films, das kurze Leben des José Antonio Gutierrez sowohl als ein besonderes, individuelles Schicksal zu erzählen und zugleich als ein ganz gewöhnliches, das viele andere Menschen mit ihm teilen. Wie in einem Brennglas spiegeln sich in seiner individuellen Geschichte all die gegenwärtigen Geschichten von Armut, Emigration und Überlebenskampf. Zugleich schafft es der Film auf ungewöhnlich intensive Weise, uns diesen besonderen Menschen nahe zu bringen, sehr nahe.