Thorsten Wettcke, Christoph Silber (Buch)
Richard Huber (Regie)
Martin Langer (Kamera)
Mehmet Kurtulus (Hauptdarstellung)
Produktion: Studio Hamburg
Stab
Produktion: Studio Hamburg, Kerstin Ramcke
Producerin: Nina Lenze
Buch: Thorsten Wettcke, Christoph Silber
Konzept und Buchentwicklung: Doris J. Heinze, Eric Friedler
Regie: Richard Huber
Kamera: Martin Langer
Schnitt: Knut Hake
Darsteller: Mehmet Kurtulus, Peter Jordan, Patrycia Ziolkowska, Michael Wittenborn u.a.
Redaktion: Doris J. Heinze, Eric Friedler (NDR)
Musik: Dürbeck & Dohmen
Erstausstrahlung: Sonntag, 26.10.2008, 20.15 Uhr
Sendelänge: 90 Min
Inhaltsangabe

Begründung der Marler Gruppe
Endlich einmal ein neues Tatortformat: mit einem außergewöhnlich spannenden, unkonventionellen Buch, einem charismatischen Hauptdarsteller, einem gelungenen Zusammenspiel aller Protagonisten, einer sensiblen, ausgezeichneten Regieleistung.
Keine Leiche zu Beginn, kein nächtlicher Anruf, der die Ermittler zum Tatort ruft, und kein Rätselraten zur Todesursache in der Gerichtsmedizin, kein Kommissariat, kein Ermittler und keine Probleme mit der Ex – beim NDR-Tatort „Auf der Sonnenseite” von Regisseur Richard Huber ist (fast) alles anders.
Mit einer stimmigen Geschichte der Autoren Thorsten Wettcke und Christoph Silber, die spielerisch-witzig mit gängigen Vorurteilen umgeht, ohne dabei die Multikulti-Karte zu ziehen, debütiert Mehmet Kurtulus als – nein, eben nicht als Tatort-Kommissar, sondern als verdeckter Ermittler Cenk Batu.
Zunächst schleust er sich in einen Kreis dubioser Geschäftsleute ein, scheitert allerdings, als er auf die Probe gestellt wird, an seinen moralischen Skrupeln. Doch ihm bleibt nicht viel Zeit, seine Wunden zu lecken, wartet doch bereits der nächste Einsatz auf ihn: in einem Krankenhaus, wo er den Neffen des zwielichten Geschäftsmannes Tuncay Nezrem kennen lernt. Er rettet das Leben des Neffen, gewinnt das Vertrauen von Nezrem und erhält so Einblick in die unlauteren und kriminellen Praktiken des Restaurantbesitzers und Gemüseimporteurs. Als Nezrem dann auch mit Leuten zusammenarbeitet, in denen Batu alte Bekannte erkennt, wird diesem klar, womit Nezrem wirklich seinen Luxus finanziert.
Richard Huber erzählt eine Geschichte mit angemessenem Tempo, in der es nur eine Szene ohne den Hauptdarsteller gibt. Die Entwicklung der Charaktere ist nachvollziehbar, dabei überzeugt vor allem die Figur des Cenk Batu. Die teilweise feinsinnigen Dialoge sind kühl und doch eindringlich inszeniert, gleiten nie ins Klischeehafte ab. Es muss nicht viel erklärt werden, weil Batu immer schon am Tatort ist und nur noch begleitet werden muss.
Kameramann Martin Langer schafft mit klaren und einfühlsamen Bildern eine starke Nähe zum Helden. Kühles Design, ungewöhnliche Kameraperspektiven und passende Schauplätze in der Hansestadt, die nicht um ihrer selbst willen gefilmt, sondern geschickt in Beziehung gesetzt werden. Langer schafft eine am Realismus der Großstadt orientierte Stimmung, die Mehmet Kurtulus großartig in der Figur des Cenk Batu unterstreicht. Glaubwürdig spielt er den verdeckten Ermittler als coolen Typen, der einsam, melancholisch unnahbar aber nicht gebrochen wirkt. Ein Einzelgänger, der nicht viele Worte braucht, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen.