Grimme-Preis an
Max Bierhals (Headautor)
Jan Böhmermann (Idee & Umsetzung)
Philipp Käßbohrer (Idee & Umsetzung)
Sanja Pijanovic (Redaktion)
Christian Reuther (Creative Producer)
stellv. für das Team
Produktion: btf
Erstausstrahlung: ZDFneo, Donnerstag, 05.04.2018, 21.45 Uhr/ ZDF, Freitag, 02.11.2018, 23.00 Uhr
Sendelänge: 90 Min./ 99 Min.
Inhalt
Vordergründig ist „Lass dich überwachen! - DIE PRISM IS A DANCER SHOW“ eine Show mit einem Publikum, das denkt, es werde nun gleich Zeuge einer normalen Ausgabe des „Neo Magazin Royale“. Getäuscht. Denn wie Moderator Jan Böhmermann dem Zuschauer daheim vorher exklusiv verrät: Es wird eine komplett andere Show als die erwartete aufgeführt. „Lass dich überwachen“ heißt die, und es ist unschwer zu erkennen, dass bei der Namensgebung den Machern „Die Rudi Carrell Show“ durch den Kopf gegangen ist. Die hieß im Untertitel „Lass dich überraschen“ und zeigte, wie Carrell Menschen aus dem Saalpublikum überraschte und ihre Lebensträume erfüllte.
„Lass dich überwachen!“ funktioniert ähnlich, was die Überraschung von Ahnungslosen angeht. Inhaltlich geht es allerdings ganz anders zur Sache. Grundlage der Show sind nämlich jene Informationen, die Menschen freiwillig und oft zu leichtfertig dem öffentlichen Netz anvertrauen. Genau diese Informationen aus der Social-Media-Sphäre, die allzu oft auch Peinlichkeiten sind, werden nun fernsehöffentlich, was anfangs nicht jedem Überraschtem behagt. Allerdings wird niemand wirklich vorgeführt, im Mittelpunkt steht immer die Aufforderung, demnächst ein bisschen vorsichtiger zu sein mit der Freigabe der persönlichen Daten.
Stab
Headautor: Max Bierhals
Buch: Christoph Schulte-Richtering
Moderation: Jan Böhmermann
Creative Director: Philipp Käßbohrer
Creative Producer: Christian Reuther
Regie Show: Sebastian Teitge
Regie Einspieler: Nicolas Berse, Nico Radtke, Constantin Timm
Autor: Tarkan Bagci
Kamera: Fred Schirmer, Kevin Berg, Jonas Plöger, Shahrokh Kaki, Alexander Pauckner, Arne Voelkner, Ercan Gül, Felix Mai, Borris Kehl, Driss Azhari
Schnitt: Rafael Maier, David Wieching, Christoph Cepok, Julian Jakelski
Ton: Kai Holzkämper, Alex Werth, Niko Faust, Tom Vermaaten, Matthias Krämer, Michael Hohnstock, Max Bonk, Leon Müller, Lennart Speer, Michael Arens, Marek Forreiter, Jan Schläger, Joseph Baader
Produzent: Matthias Murmann
Produktionsleitung: Yannick Moll
Executive Producer: Jan Böhmermann, Philipp Käßbohrer, Matthias Murmann
Produktionskoordination: Martin Borchers
Aufnahmeleitung: Susi Engelmann, Hannah Cencig
Leitung Postproduktion: Julian Schleef
Gestaltung Grafik: Birte Buss, Florian Liesenfeld, David Murmann, Anne Pothenick, Florian Böttger, Laura Schraufstetter, Quirin Thalhammer, Elias Engelhardt, Matthias Gerding, Jakob Weiss
Koordination ZDFneo: Sebastian Flohr
Redaktion ZDF: Nicole Sprenger
Redaktion btf: Julia Thiel, Jule Ott, Sanja Pijanovic, Teresa Messerschmidt, Johannes Oberkrome, Isabella Schreier, Stefanie Schrom, Uljana Kosarew, Juliane Wieler, Julia Michel, Beke Brandstädter
Jurybegründung
Es gibt so genannte Show-Chefs, die sagen, dass man eine große Show heutzutage quasi nur noch als Quiz veranstalten könne, am besten als eines, bei dem Prominente irgendetwas erraten müssen. Und wenn ein paar Kinder zwischen den Promis herumlaufen, ist es auch nicht von Übel. Die dabei entstehende Mittelmäßigkeit nimmt man gerne in Kauf. Hauptsache Quote und so.
Und dann kommt diese Sendung daher und entlarvt all diese innerlich resignierten Showchefs als überbezahlte Blender. „Lass dich überwachen!“ zeigt: Es geht auch anders, und es geht auch gut. Diese Show schwenkt das pädagogische Fähnchen, auf dem steht, dass man doch mit seinen Daten ein bisschen weniger freigiebig umgehen soll, nur am Rande. Im Mittelpunkt steht eine gelungene Mischung aus Überraschung, Ironie und auch rührenden Elementen.
Der Jury hat vor allem gefallen, mit welcher Präzision hier im Hintergrund jene gearbeitet haben, die dafür sorgen, dass auf dem Shiny Floor im grellen Licht alles glatt läuft. Ehre gebührt nicht nur jenen, die sich das Konzept ausgedacht und für seine Finanzierung gesorgt haben, sie gilt vor allem jenen, die so oft in den schnell durchlaufenden Schlusstiteln verschwinden, die in Wahrheit aber das Showmobil erst ans Laufen bringen.
Insbesondere die Arbeit der Redaktion ist zu loben. Dort wirken ganz offensichtlich jene Kräfte, ohne deren akribische Recherche diese Show nicht möglich wäre. Rudi Carrell, der geistige Pate dieser Überraschungsshowform, hat mal gesagt, dass man ein Ass, das man aus dem Ärmel schütteln wolle, dort erst einmal hineintun müsse. In diesem Sinne hat die Redaktion dem Moderator sehr viele Asse in den Ärmel getan. Zudem hat sich die Redaktion verhalten wie ein kluger Schachspieler, der stets ein paar Züge im Voraus kalkuliert, was in diesem Fall bedeutet, dass man auch darauf vorbereitet war, dass Kandidat*innen im Vorfeld ihre Social-Media-Profile bearbeiten oder gar auf nicht-öffentlich stellen würden. Um es knapp zu sagen: Sie hatten keine Chance gegen eine so gut vorbereitete Redaktion. Rudi Carrel hätte das sehr gefallen. Like.