57. Grimme-Preis 2021

Grimme-Preis Spezial an Mina-Giselle Rüffer

… für ihre herausragende Darstellung der „Nora“ in DRUCK – Staffel 5 (Bantry Bay Productions für funk/ZDF).

 

Erstausstrahlung/-veröffentlichung:
YouTube, Freitag, 25.09.2020, ca. 18.30 Uhr

Lauflänge: 10 x 21 - 34 Min.

 

Inhalt

Mina-Giselle Rüffer spielt die Rolle der Nora Machwitz in der fünften Staffel der populären funk-Jugendserie „DRUCK“. Die 18-jährige Berlinerin kann bereits auf einige Schauspielerfahrung zurückblicken: Ihr Debüt hatte sie mit zehn Jahren in Neele Vollmars Kinderfilm „Rico, Oscar und die Tieferschatten“, es folgten u.a. Rollen in „Burg Schreckenstein“ und „Burg Schreckenstein II“ (Regie: Ralf Huettner), „Lucie. Läuft doch! “ (Regie: Frauke Thielecke), „Tatort – Borowski und der Schatten des Mondes“ (Regie: Nicolai Rohde) oder „Der Usedom-Krimi – Nachtschatten“ (Regie: Felix Herzogenrath). Bei „DRUCK“ steht sie als Nora im Zentrum der fünften Staffel. Die 16-jährige Nora ist die jüngste Schwester von Kiki Machwitz, einer Figur aus den ersten vier Staffeln der Serie. Nora ist gerade mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Zoe in die Oberstufe des Gymnasiums gekommen und will einfach nur ein normaler Teenager sein. Doch der neue Lebensabschnitt, der zu den zwei geilsten Jahren ihres Lebens werden sollte, scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Bevor ihre alkoholkranke Mutter in den Entzug ging, musste Nora sich lange um sie kümmern, schulterte die Verantwortung ganz allein und hat darüber ihre eigene psychische Gesundheit verloren.

 

Begründung der Jury

„DRUCK“ ist eines der bemerkenswertesten Jugend-TV-Phänomene der vergangenen Jahre und sorgt kontinuierlich ebenso für hohe erzählerische Qualität wie für frenetischen Zuspruch aus der jungen Ziel-gruppe. In seiner fünften Staffel startet das Format mit einer neuen Generation Jugendlicher. Im Mittelpunkt steht Nora Machwitz, um die sich die gesamte Staffel dreht. Um diese Herausforderung überzeugend zu meistern, bedarf es einer besonderen schauspielerischen Leistung; ein reines Eintauchen in die Gruppe ist angesichts zahlreicher intensiver Soloszenen nicht möglich.

Mit Mina-Giselle Rüffer hat „DRUCK“ die perfekte Besetzung gefunden. Sie schöpft die Potenziale ihrer komplexen Rolle vollumfänglich aus. Im einen Moment jung und zerbrechlich, im nächsten dann wieder erwachsen und abgeklärt, legt sie eine enorme Wandlungsfähigkeit an den Tag. Was die spezifische Anforderung an die Rolle ausmacht, ist das Krankheitsbild der Dissoziation und Depersonalisation. Am Anfang der Staffel sind es kurze Szenen, die auf Symptome von Depression oder posttraumatischer Belastungsstörung hindeuten könnten. Im weiteren Verlauf wird dann immer klarer, dass Nora am krankhaften Zustand der Selbstentfremdung leidet, der mit emotionaler Taubheit und dem Gefühl des permanenten „Neben-sich-Stehens“ einhergeht. So schwer fassbar diese psychische Störung im realen Leben sein mag, so hoch liegt erst recht die Hürde, sie mit den Mitteln des Schauspiels für Dritte erfahrbar zu machen. Rüffer gelingt dies, indem sie eine Durchlässigkeit in ihre Darstellung bringt, die sehr intuitiv wirkt und das Serienpublikum nicht nur nah ran, sondern gefühlt in sie hineinlässt. So wird am Bildschirm nachvollziehbar, wie es sich wohl anfühlen muss, wenn sie sagt, sie befinde sich in einer Art Glaskugel, alles Leben um sie herum spiele sich weit weg ab, sie erlebe hautnahe Kontakte wie aus der Ferne. Auch die Sorge, von anderen für verrückt gehalten zu werden, und sich daher selbst engen Freunden nicht anvertrauen zu können, ist Teil von Rüffers intensivem Spiel. Damit bietet sie nicht zuletzt Betroffenen und deren Angehörigen einen ernst zu nehmenden Katalysator für die Vermittlung von Verständnis.

Es wäre freilich zu kurz gegriffen, ihre Leistung über die komplette Staffel auf die Dissoziationen der Figur zu reduzieren. Im Zusammenspiel mit ihrem Freund, ihren Freundinnen und Schwestern wird auch darüber hinaus in etlichen Szenen ein stark ausgeprägtes Bewusstsein für Timing und Rhythmus deutlich, das längst nicht alle Darsteller*innen der Serie im selben Maß aufweisen. Mit authentisch wirkenden Empfindungen eines Teenagers liefert Rüffer hohes Identifikationspotenzial für die „DRUCK“-Zielgruppe.

 
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