(SR/funk)
Grimme-Preis an
Raphael Gregotsch (Moderation/Buch)
Robert Hecklau (Moderation/Buch)
Marlene Schittenhelm (Moderation/Buch)
Kim Stoppert (Moderation/Buch)
Erstausstrahlung/-veröffentlichung:
funk/YouTube, ab Samstag, 02. Januar 2021, 00.00 Uhr
Lauflänge: je 15 - 20 Minuten
Inhalt
Wie wäre YouTube, wenn dort alle ein bisschen ehrlicher wären? Aus diesem Leitgedanken hat sich ein Format entwickelt, das unterhaltsam und investigativ die Videos der wichtigsten deutschen Persönlichkeiten auf YouTube, Instagram oder TikTok analysiert. Das Team von „offen un’ ehrlich“ checkt Online-Shops, führt Interviews mit Expert:innen und arbeitet sich durch jede Menge Trash-Content auf den Portalen: Ist der Hype um das neue Lieblingsprodukt der Instagram-Stars gerechtfertigt? Bringen Business-Masterclasses wirklich was? Wo kommen die skurrilen Animationskanäle her? Und warum haben sie Millionen von Klicks? Mit seinen Recherchen trifft das Team den Zeitgeist der Zielgruppe. Dabei nehmen sich die Moderationsteams selbst nicht allzu ernst, tragen zum Teil Kostüme und sind sich für kein Wortspiel zu schade. Die Themen werden farbenfroh, schrill und mit schnellen Schnitten verpackt, denn „offen un’ ehrlich“ steht nicht nur für investigative Recherche, sondern auch für Unterhaltung.
Begründung der Jury
Hier geht’s um die Wurst! Und um Selbstbräuner mit gefährlichen Nebenwirkungen, Fake-Akkus, Mode, die vermeintlich vegan und nachhaltig produziert worden ist, oder um Zahnschienen, die angeblich zu geraden Zähnen verhelfen. Wer „offen un’ ehrlich“ nicht kennt, wird sich also denken: „Okay, noch ein Verbrauchermagazin. Na und?!“ Aber die vom Saarländischen Rundfunk für das jugendliche funk-Portal produzierte Reihe ist anders als alles, was sich im linearen Fernsehen an vergleichbaren Formaten tummelt. Dafür wäre „offen un’ ehrlich“ ohnehin zu laut, zu schnell, zu bunt und vor allem viel zu selbstironisch. Außerdem konzentriert sich das Team aufs direkte Umfeld, nimmt die falschen Versprechungen aus den Influencer:innen-Videos aufs Korn und leistet auf diese Weise auch noch wichtige Beiträge zur Medienkompetenz. Vorbildlich ist dabei die perfekte Balance aus Information und Humor: Die gleichen Inhalte könnten auch knochentrocken vorgetragen werden, sind hier jedoch unterhaltsamer verpackt als in manchen echten Unterhaltungssendungen. Neben der gelungenen Ansprache der Zielgruppe zeichnet sich das je nach Thema mal zehn, mal zwanzig Minuten kurze Magazin nicht zuletzt durch eine fast schon überdrehte Moderation aus, die stets spontan und unabgesprochen wirkt. Im Vergleich zu der selbstverständlichen Souveränität, mit der sich Robert Hecklau und Marlene Schittenhelm die Bälle zuwerfen, wirken die Doppelmoderationen vieler öffentlich-rechtlicher Nachrichtensendungen noch ungelenker, als sie ohnehin schon sind. Die Moderation prägt die spielerisch leichte Tonalität des Magazins, doch der heitere Tonfall darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier knallhart nachgefragt wird. Auch ohne die locker-flockige Verpackung wäre die Sendung höchst lobenswert: „offen un’ ehrlich“ entlarvt die Versprechungen der Influencer:innen als Lug und Trug und führt der Zielgruppe wiederholt vor Augen, dass am Ende nur diese und ihre Kooperationspartner:innen gewinnen. Das Moderationsteam war bereits in den früheren Jahrgängen des Magazins preisverdächtig, aber inzwischen bewegt sich „offen un’ ehrlich“ nicht bloß inhaltlich, sondern auch handwerklich auf höchstem Niveau. Gerade das freihändige Spiel mit den Versatzstücken der Popkultur bereitet großes Vergnügen. Der Preis geht an Robert Hecklau, Marlene Schittenhelm, Raphael Gregotsch, und Kim Stoppert, wobei mit dieser Auszeichnung ausdrücklich auch die redaktionelle Arbeit gewürdigt werden soll.