3sat feiert in diesem Herbst den 25. Geburtstag seiner „Dokumentarfilmzeit“. Doch wie sieht die Zukunft des Dokumentarfilms in Zeiten des medialen Wandels aus? Wie muss er sein, um sein Publikum zu finden oder ein neues zu erschließen? Diese Fragen wurden anlässlich der Veranstaltung „25 Jahre 3sat Dokumentarfilmzeit“ diskutiert, zu der das Grimme-Institut gemeinsam mit 3sat und der Deutschen Kinemathek am 13. November 2018 in eben diese nach Berlin eingeladen hatte.
Nach der Begrüßung durch Klaudia Wick (Deutschen Kinemathek), Natalie Müller-Elmau (3sat-Koordinatorin im ZDF) und Frauke Gerlach (Grimme-Institut) startete der Abend mit einer Preview des Films „Erich und Schmitte“ des Regisseurs Stefan Eisenburger, der 2016 noch vor der Fertigstellung seines Filmes verstarb. Die beiden Filmemacherinnen Hannah Dörr und Janina Jung, die gemeinsam mit Carina Mergens den Film fertiggestellt haben, waren mit einem der beiden Protagonisten, Hans-Jürgen Schmitt, an diesem besonderen Abend zu Gast in der Kinemathek. Der Film ist einer der Höhepunkte in der Themenwoche zu „25 Jahre Dokumentarfilmzeit“, in der 3sat vom 19. bis 23. November täglich ab 20.15 Uhr drei Dokumentarfilme zeigt.
„Gut recherchierte Dokumentarfilme werden in den kommenden Jahren sehr wichtig sein.“
In der sich anschließenden Podiumsrunde diskutierten vor mehr als 100 Gästen Christian Beetz (gebrueder beetz filmproduktion), Heike Hupertz (freie Journalistin und Mitglied der Jury Information & Kultur des Grimme-Preises), Karin Jurschick (Regisseurin, Autorin und Professorin an der HFF München) sowie Katja Wildermuth (Programmbereichsleiterin Kultur und Dokumentation des NDR) über die Zukunft des Dokumentarfilms. Moderiert wurde die Diskussion von Klaudia Wick (Leiterin Audiosvisuelles Erbe – Fernsehen der Kinemathek). Natürlich ging es auch um die Frage des Sendeplatzes, die Katja Wildermuth in Zeiten von Mediatheken nicht mehr als so relevant bewertete. Dies ermögliche auch neue Freiheiten, mehr Varianz in den Längen der einzelnen Produktionen. Um mehr Freiheit und vor allem mehr Mut, neues zu wagen, ging es auch an diesem Abend. Die Sehgewohnheiten ändern sich, gerade den Jüngeren spiele lineares Fernsehen kaum noch eine Rolle, stellte Karin Jurschick, Professorin an der HFF München, fest. Und auch Produzent Christian Beetz kam zu einem ähnlichen Schluss: „Wir erreichen bestimmte Leute überhaupt nicht mehr.“ Er sieht den digitalen Wandel, den veränderten Markt aber auch positiv: „Es bewegt sich so viel. Für uns Macher ist es eine total interessante Zeit.“
Kritischer sah Grimme-Jurymitglied Heike Hupertz die Zukunft des Dokumentarfilms. Es werde insgesamt zu sehr in Formaten gedacht, der Wiedererkennungswert für den Zuschauer stehe zu sehr im Vordergrund. Ermutigend fand sie hingegen, dass Filme wie „Kulenkampffs Schuhe“ zeigten, wie „man auch ein großes Publikum erreichen kann“. Aber gerade für die Öffentlich-Rechtlichen werde es schwerer: „Der Legimitationsdruck wird für die Öffentlich-Rechtlichen immer weiter steigen“, so Hupertz.