„Ich bin total glücklich und überwältigt.“, freute sich Maren Kroymann, „Zweimal Grimme! Die meinen das wirklich.“ Dass die Schauspielerin und Kabarettistin mit ihrer Show „Kroymann“ bereits das zweite Jahr in Folge ausgezeichnet wird, wurde auf der Pressekonferenz am 26. Februar 2019 bekannt gegeben. Um 11 Uhr trafen sich Vertreter der Presse in Essen, um hinter den großen, mit schweren Vorhängen abgedunkelten Fenstern des Grillo-Theaters die Preisträger des 55. Grimme-Preises zu erfahren. Moderiert wurde die Konferenz durch Jenni Zylka, auf deren Urteilskraft das Grimme-Institut bereits seit vielen Jahren vertraut und die auch in diesem Jahr die Jury Information & Kultur bereicherte.
Neben „Kroymann“ wurden in der Kategorie Unterhaltung zwei große, aufwändig produzierte Shows ausgezeichnet: „CATCH! Die große Sat.1 Fang-Freitag“ und „Lass dich überwachen! – Die PRISM IS A DANCER Show“. Das freute besonders den Jury-Vorsitzenden der Unterhaltung Thomas Lückerath: „Deutschland kann Show! Und es funktioniert ohne Quizfragen.“ Das Gesamtangebot der Unterhaltung müsse er allerdings als in der Breite etwas mau beschreiben. Umso mehr würdigt die Jury die Leistung Maren Kroymanns und ihres Teams, über einen langen Zeitraum die großartige Qualität zu halten. Diese bestätigte, dass man in der Unterhaltung Mut aufbringen muss, sich „was zu trauen und auszuprobieren.“.
Eine „begeisternde Vielfalt“ ist dagegen in der Kategorie Information und Kultur zu finden, so Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach. Und auch bei bereits bekannten Thematiken wird „eine Farbe“ gefunden, ergänzt Jury-Vorsitzender Lars von der Gönna, „die wir noch nicht gesehen haben und die spitzenmäßiges Fernsehen darstellt.“ Das crossmediale WDR-Projekt „Docupy“ kann für sich beanspruchen, sowohl zur Vielfalt beizutragen, als auch eine neue Farbe in Produktion und Intermedialität zu finden. Eva Müller, Head-Autorin von „Docupy“, erklärte dies mit der besonderen Arbeitsweise ihres Teams, welches von Beginn der Recherche bis hin zur Ausstrahlung geschlossen zusammenarbeite. Einen Apell richtete von der Gönna an die Senderverantwortlichen: herausragenden Produktionen, wie der Grimme-Preis sie auszeichnet, nicht im Nachtprogramm zu verstecken, sondern den Zuschauer*innen mehr Qualität um 20.15 Uhr „zuzumuten“.
Eine veränderte Arbeitsweise ist auch in der Kategorie Fiktion zu beobachten. Vor allem die Serienformate zeichnen sich durch eine neue Internationalität aus. Die Grenzen scheinen geöffnet zu „milieuüberschreitenden Settings“ und „Europa“, so Patrick Presch, Vorsitz aus der Jury Fiktion. Wenig international, aber dafür eine „Klamotte im besten Sinne“ ist „Familie Lotzmann auf den Barrikaden“. Die Auszeichnung mit dem Grimme-Preis mache sie zu den „glücklichsten Filmemachern der Welt“, freuten sich Regisseur Axel Ranisch und Autor Sönke Andresen. Die Reputation einer Komödie vorherzusehen erscheint besonders schwierig, weil Humor „so gnadenlos Geschmackssache ist.“, so Ranisch. „Im Drama sind sich alle einig, aber sobald du nach Humor fragst, bekommst du von zehn Menschen auch zehn unterschiedliche Antworten.“ Zumindest die Jury amüsierte sich aber offensichtlich sehr über die Produktion.
Die jüngste der vier Kategorien zeichnet Produktionen für „Kinder & Jugend“ aus. Dabei hat dieses Jahr „endgültig bestätigt, dass die Entscheidung von Lucia Eskes und Frauke Gerlach, diese Kategorie einzuführen, sehr richtig war“, resümiert der Jury-Vorsitzende Torsten Zarges. Auch dank digitaler Inhalte hatte die Jury „das Gefühl, aus den Vollen schöpfen zu können.“ Einer dieser Produktionen ist die Sketch-Serie „Bohemian Browser Ballett“, in der Headautor Schlecky Silberstein und sein Team sich an aktuelle politische Kontroversen trauen. „In der Unterhaltung kann man ernste Themen besser auf die Reise schicken. Das ist weniger Zynismus, als vielmehr der Eindruck, Inhalte so gut vermitteln zu können“, so Silberstein.