(Marl) Zum ersten Mal diskutieren die heute in Marl startenden Nominierungskommissionen des Grimme-Preises nicht mehr nur über Fernsehen. In seinem 52. Jahrgang öffnet sich Deutschlands wichtigster Fernsehpreis für die digitale Welt und bekommt eine vierte Kategorie für junges Programm. Erstmals wird eine eigene Kategorie „Kinder & Jugend“ neben den traditionellen Wettbewerbssparten „Fiktion“, „Information & Kultur“ und „Unterhaltung“ eingeführt. Außerdem sind künftig auch Produktionen zur Teilnahme am Wettbewerb berechtigt, die über neue technische Verbreitungswege wie Mediatheken, Streamingdienste oder Video-on-Demand veröffentlicht werden.
„Mit der Reform wollen wir den Grimme-Preis konsequent weiterentwickeln. Innovation und Qualität für gegenwärtiges und zukunftsweisendes Fernsehen sollen dabei im Zentrum des Preises stehen - egal auf welchem Weg der Inhalt verbreitet wird“, so die Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach.
Nach den neuen Statuten werden in den Kategorien „Fiktion“ sowie „Information & Kultur“ künftig je vier, in den Kategorien „Kinder & Jugend“ sowie „Unterhaltung“ künftig je zwei Grimme-Preise vergeben. Außerdem kann in jeder Kategorie künftig ein zusätzlicher Innovationspreis verliehen werden, in der Kategorie „Information & Kultur“ soll hier eine besondere journalistische Leistung im Vordergrund stehen. „Wir knüpfen damit an unser altes Grimme-Ethos an“, so Gerlach weiter, „es geht nicht nur darum, wie gut der Inhalt ist, sondern um sein zukunftsweisendes Potential. Und es geht um Mut, der öffentlich-rechtlichen wie privaten Sendern häufig abgesprochen wird. Zu Recht? Wir wollen genau hinschauen, wo es diesen Mut gibt und dieser Mut kann mit dem Grimme-Preis belohnt werden.“
Die neue Kategorie „Kinder und Jugend“ geht aus dem bisherigen Sonderpreis des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen hervor und wird auch weiterhin vom Ministerium unterstützt, indem die bisherige Förderung jetzt der neuen Kategorie zu Gute kommt. Die Umwidmung soll dem jungen Programm noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen. „Die Kinderproduktionen fanden in den bestehenden Kategorien bisher kaum Platz. Wir sehen Kinder- und Jugendangebote aber als gleichberechtigtes Programmsegment“, so die Grimme-Direktorin.
Zu den weiteren Neuerungen gehören die Verminderung der Nachnominierungen von bislang drei auf nur noch eine Produktion je Kategorie und eine Neuaufstellung der Kategorie „Unterhaltung“, in der künftig keine fiktionalen Stoffe mehr berücksichtigt werden können: „Wir wollen die fiktionalen unterhaltenden Formate nicht in die Unterhaltung abschieben und außerdem wieder das klassische journalistische Stück, die Recherche und den Echtzeitjournalismus stärken und nicht immer nur das große dokumentarische Werk auszeichnen“, begründet Dr. Frauke Gerlach die Reformen.
Die Weiterentwicklung des Grimme-Preises war seit dem Frühjahr in mehreren Workshops mit Vertretern der Grimme-Jurys, der Medienbranche und mit dem Preisstifter, dem Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV), entwickelt worden. „Der DVV als Stifter des Grimme-Preises begrüßt die neuen Statuten für die begehrteste Auszeichnung im deutschen Fernsehen und die eigene Kategorie für junges Programm. Dies ist eine Reform mit Augenmaß, die den neuen Möglichkeiten der digitalen Welt Rechnung trägt, ohne die Trennschärfe des Grimme-Preises und sein Alleinstellungsmerkmal als die Auszeichnung für Qualitätsfernsehen aufs Spiel zu setzen“, so Dr. Ernst Dieter Rossmann MdB, Vorsitzender des DVV.
Die neuen Statuten (www.grimme-preis.de/statut) finden ab sofort Anwendung. Aus den Ende Januar 2016 vorliegenden Nominierungen wählen die Jurys im Februar 2016 die Preisträger aus. Der 52. Grimme-Preis wird am 8. April 2016 im Theater der Stadt Marl verliehen.
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